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Montag, 2. Januar 2017

"Nach der Hochzeit" (2006) Review

Dank dem sexy großen Dänen (nicht zu verwechseln mit dem alten Schweden!) Mads Mikkelsen sehe ich in letzter Zeit recht viele europäische Filme und stelle fest, dass man es in der alten Welt oft ebenso gut versteht, Filme zu drehen wie in der neuen. Besonders die ruhigen, tiefsinnigen haben es mir angetan, und "Nach der Hochzeit" ist mit Sicherheit einer davon. Er war mein Silvesterfilm, und das Kontrastprogramm zur Knallerei draußen bereits von Mitternacht hat mir irgendwie gut gefallen.




Die Handlung beginnt in Indien, was zunächst ein bisschen befremdlich wirkt. Jacob Petersen ist dort in einem Waisenhaus engagiert, in dem er von Kollegen respektiert und von den Kindern heiß geliebt wird (wen wundert's?). Seine Chefin überbringt ihm die Nachricht, er müsse für kurze Zeit zurück nach Dänemark, um dort einen Deal mit einem Multimillionär in Spenderlaune abzuschließen. Widerwillig tut Jacob, was verlangt wird, feiert doch sein besonderer Schützling in ein paar Tagen seinen achten Geburtstag. Doch was tut man nicht alles für eine großzügige Spende?

Als er in Dänemark ankommt, versteht Jacob die Welt nicht mehr: Scheinbar spontan wird er zur anstehenden Hochzeit der Millionärstochter eingeladen, die sich als Tochter seiner Jugendliebe und jetzigen Ehefrau des jovialen Jorgen herausstellt. Durch eine peinsame Rede während der Hochzeit wird Jacob klar, dass er der leibliche Vater von Anne sein muss. Wütend und um seine Rechte als liebender und treusorgender Vater betrogen, spricht er mit Helene, die ihm zu verstehen gibt, sie habe ihm die Schwangerschaft verschwiegen und einen anderen geheiratet, weil sie wusste, dass Jacob selbst sich nicht um das Kind kümmern würde.

Doch die Arbeit im Waisenhaus hat Jacob verändert, und er beginnt, sich für Anne zu interessieren, die ebenfalls ziemlich geflasht ist von ihrem neuen Papa. So sehr, dass Annes Ehemann aus Frust kurz nach der Hochzeit fremd geht. Und noch mehr Katastrophen bannen sich an: Jorgen, der philantropische Millionär, ist todkrank, hat es jedoch vor seiner Familie verschwiegen; genauso wie den Plan, den er mit Jacobs Rückkehr verfolgt...

Meinung: Ja, es stimmt, der Film klingt vorhersehbar. Ist er auch, wenngleich es ein mehr oder weniger offenes Ende gibt. Was ihn so besonders macht, sind die durchweg fantastischen und emotionalen Leistungen der Schauspieler (einzig auf die melodramatische Szene, in der Jorgen von seinem Elend übermannt wird, hätte ich gern verzichtet) und die vielseitigen Talente von Mads Mikkelsen. Egal, ob er verletzt guckt, mit seiner Filmtochter in inniger Umarmung das Tanzbein schwingt oder beleidigte Achtjährige tröstet: der Mann veredelt jeden mittelmäßigen Streifen, ob europäisches Autorenkino oder Megablockbuster. Und mittelmäßig ist "Nach der Hochzeit" auf keinen Fall.




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