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Samstag, 30. Januar 2016

Review "Mesmer" (1994) ~ Alan Rickman

Ich habe es getan: mir ein paar alte Filme des kürzlich verstorbenen Alan Rickman reingezogen. Ich weiß nicht, ob es eine Art morbides Vergnügen ist oder eine verquere Trauerbewältigung, wenn plötzlich das Interesse an einer Person wieder aufflammt, die das Zeitliche gesegnet hat.




Meine erste DVD, die ich je gekauft und angesehen habe, war der US-Import von "Mesmer", eine deutsche Co-Produktion, die nie mit deutscher Tonspur erschienen ist und in der Alan Rickman die Rolle spielt, die ihn für kommende, ähnliche Charaktere prädestiniert hat - die des unkonventionellen Mediziners und "Wunderheilers" Franz Anton Mesmer (1734 - 1815).

Der Film beruht auf wahren Begebenheiten mit historischen Persönlichkeiten und hält sich offenbar ziemlich genau an die Fakten der Begegnung mit der damals prominenten blinden Musikerin Maria Theresia Paradies, der als Patientin Mesmers Wirken zum Verhängnis wurde. Ob er sich tatsächlich in sie verliebt hat und sie eine sprichwörtliche Mary Sue war wie Amanda Ooms, sei dahingestellt, aber wenn ich ehrlich bin, hat mich die oft prickelnd-erotisch angehauchte Atmosphäre nicht gestört, oder vielleicht stand ich von Anfang an unter Mesmer-Rickmans hypnotischem Bann.

Denn eins muss man ihm lassen: jeder andere Schauspieler, der mir spontan einfällt, hätte in diesem Drehbuch lächerlich gewirkt. Nicht so Mr. Rickman. Trotz teilweise dick aufgetragenem Pathos und klischeehaften Fanfiction-Elementen gelingt es ihm, ein Charisma zu versprühen, das wohl dem des echten Mesmers ebenbürtig ist. Eine unverwechselbare Snape-Posse in der halben Achsdrehung ohne Zauberstab und das flüsternde und divergent deutliche Genuschel ("A bandage of sil-k...") gehören da einfach dazu. Und ganz ehrlich, ich fand sogar das wirre Rumgefuchtel und die Bondage Light-Sessions irgendwie passend. In einem anderen Film mit einem anderen Schauspieler hätte mich das auf dem Sofa zu Kicheranfällen oder zum Fremdschämen gereizt. Vielleicht hätte es das auch zu einem anderen Zeitpunkt, aber hey, das ist Alan Rickman!

Einige Szenen gingen mir in ihrer Intensität beinahe wider Willen unter die Haut, z. B. die, als Mesmer durch seine "magnetischen" Methoden entdeckt, dass Maria-Theresia häuslichen Missbrauch erfährt. Die Szene kommt fast ohne Dialog aus, und die Art, wie er die beschämte und verzweifelte Maria festhält und tröstet, hat etwas sehr Liebevolles, obwohl er ansonsten ein wenig arrogant auf alle herunterschaut (auch auf Maria).

Wahrscheinlich kommen die beiden deshalb am Ende nicht zusammen. Nein, der Grund ist ein anderer, so viel habe ich verstanden. Maria fühlt sich nicht sicher in der von Mesmer mehr zufällig als zielgerichtet neu erschlossenen Welt oder er genügt optisch ihren Ansprüchen nicht und kann plötzlich nicht mehr so grandios musizieren mit den Noten direkt vor der Nase. Auch Mesmer gibt zu, dass er, als ihm metaphorisch vor langer Zeit die Augen geöffnet wurden, ein paar seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten verloren hat, die er als Kind besaß. Trotzdem sieht er - im Gegensatz zu Maria und den meisten Menschen - nach vorne und die französische Revolution voraus.

Ich fand die Message ganz gut, denn man erkennt sich als Zuschauer ein bisschen selbst in Maria wieder (nein, ich bin keine Mary Sue). Auf Gewohntes zu verzichten, und sei es zum Positiven, ist nicht immer leicht.

Was ich im Nachhinein ein wenig schade fand, war die Tatsache, dass der Film Mesmer als einen  Mann zeigt, der auf ganzer Linie scheitert mit seinem "Hokuspokus" und gegen Windmühlen kämpft, obwohl er offenbar in seinem Wirken überwiegend erfolgreich war und aufgrunddessen bei missgünstigen Kollegen, die konventionell praktizierten, Spott hervorgerufen hat. Da hätte man dem historischen Mesmer ruhig ein ehrenvolleres Denkmal setzen können. Die heilende Kraft von Berührungen und Handauflegen ist heute zumindest in der alternativen Medizin bewiesen und hat nichts mit Esoterik zu tun. 







Den Film gibt es bei mir zuhause, auf Youtube oder bei Amazon. Vielleicht auch demnächst neu aufgelegt mit deutscher Tonspur für alle Prof. Snape-Fans. Dann wäre Mr. Rickmans Tod nicht umsonst gewesen (sorry, das war pietätlos, oder?)


Bewertung:   

     


Sonntag, 17. Januar 2016

In Memoriam David Bowie & Alan Rickman

Wenn berühmte Persönlichkeiten gehen, ist das immer traurig (auch bei weniger berühmten, aber im Normalfall zieht das keine weiten Kreise).

Richtig geschockt war ich über die Nachrichten, dass David Bowie und Alan Rickman innerhalb weniger Tage nacheinander im selben Alter an Krebs gestorben sind. Ich mochte beide sehr gern, obwohl ich mich nicht als großen Fan bezeichnen würde. Aber zumindest Bowie hat mein Teenagerleben geprägt, als ich mich im "Retro"-Wahn mit selbstbedruckten Ziggy Stardust-T-Shirts zum Kuriosum der Klasse gemacht habe. Mit erstaunlicher Beharrlichkeit wurden Alben und Fanartikel gesammelt, darunter sogar seltene Hörspiele und verstörende Poster, die ich heute verschämt in den hintersten Winkel meiner Dachkammer verbannen würde. Und die Platten (teilweise neu aufgelegte) wurden rauf und runter gehört. Ich kann heute noch die Texte von weniger bekannten Songs, so absurd sie auch oft gewesen sind.

Meine Lieblingsfigur seiner vielen Kreationen und Alter Egos war Ziggy Stardust. Vielleicht lag es an den hippen 1970er Klamotten und den meterhohen Plateauschuhen (wenn er denn überhaupt etwas anhatte), aber ich mochte tatsächlich viele "Ziggy"-Songs. Und die Figur hatte etwas an sich, das mir irgendwie entgegenkam. Trotz dem Image des "Bürgerschrecks" und dem tonnenweise aufgetragenen Makeup wirkte Ziggy schüchtern und verletzlich und wie von einem anderen Stern. Ein ungelenker Teenager eben.

Mit David Bowie geht nicht nur ein großartiger und vielfältiger Künstler, sondern auch ein Teil meiner Kindheit und Jugend.



Einer meiner Lieblingssongs von David Bowie

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Ähnlich verstörend empfand ich den leisen und überraschenden Abgang von Alan Rickman vier Tage darauf, auch wenn er mich nicht so lange und intensiv begleitet hat wie Bowie. Ich fand ihn nicht einmal als Snape in den Harry Potter-Filmen wirklich toll, weil mich seine Perücke immer an Mirelle Mathieu erinnert hat. Aber er hat mich beeindruckt in Charakterrollen wie in "Truly Madly Deeply / Wie verrückt und das tiefstem Herzen", als hypnotischer "Mesmer" und in "An awfully big Aventure / Eine sachliche Romanze", von dem ich hoffe, dass es irgendwann auf DVD oder Blueray erscheint. Abgesehen davon war er einer jenen seltenen Schauspieler, die so markant sind und eine so unverwechselbare Stimme haben, dass sie jeden Schrott noch sehenswert machen konnten. Jetzt ist diese Stimme hier auf Erden für immer verstummt.

Alan Rickman war eine Inspriration für fast alle meine historischen Geschichten, die in England angesiedelt sind, eben aufgrund seines ungewöhnlichen Auftretens und der damit verbundenen, häufig ein bisschen distanziert wirkenden und unheimlichen Ausstrahlung. Beides war zwar nicht immer unbedingt sympathisch oder besonders originell, aber doch so, dass ich seinen Tod schon betrauere - wenn auch nicht mit erhobenem Zauberstab.







Mittwoch, 13. Januar 2016

Neuerscheinung: Camera Obscura ~ Christine Wirth

Es ging doch schneller als vermutet: Seit gestern ist mein neuer Roman - die Fortsetzung der Geschichte um Mickey und Joshua - bei Amazon als Printversion und Ebook erhältlich.

Ich freue mich sehr darüber und bin besonders stolz auf das Cover, das wieder richtig gut zum Inhalt passt.




Wie bereits in "Affettuoso" wird die Handlung aus der Sicht von Mickey in der Ich-Form erzählt, und das auf gewohnt humorvolle und temporeiche Art. Diesmal bekommt er es mit dem harten Pflaster New York zu tun und verliebt sich in die zwanzigjährige Ruth Perlman, der Tochter eines Clans, der es ihm nicht leicht macht.

Und natürlich gibt es in New York neben familiären Schwierigkeiten und störrischen Clanmitgliedern auch eine Prise Drama.

Sowohl "Affettuoso" als auch "Camera Obscura" lassen sich unabhängig voneinander lesen, aber es hilft vielleicht doch, den ersten Teil zu kennen. Für Amazon Prime-Mitglieder sind beide Romane kostenlos herunterzuladen.

Unter *Weitere Informationen* können eine Leseprobe und der Link zum Buch aufgerufen werden.


Sonntag, 10. Januar 2016

Camera Obscura ~ die Fortsetzung von "Affettuoso"

Momentan stelle ich mein überarbeitetes Manuskript von "Camera Obscura" fertig, den zweiten und letzten Teil der Geschichte um die Knastbrüder Mickey Calloway und Joshua Goldberg, die ich bereits im August letzten Jahres vorgestellt habe.


Zum Vergrößern Bild anklicken


Mir sind die beiden damals ans Herz gewachsen, und irgendwie hatten die liebenswerten Chaoten eine Fortsetzung verdient, da "Affettuoso" ein mehr oder weniger offenes Ende hat.

War der Schauplatz von "Affettuoso" überwiegend der Westen der USA, so geht es diesmal in den Osten nach New York, wo der ahnungslose Mickey in einen Bandenkrieg zwischen Neonazis und den "Jeckes", den in der Metropole ansässigen Juden, verwickelt wird. Keine Angst, ich werde nicht politisch, denn trotz des Themas kommen Humor und auch die Liebe nicht zu kurz: der Ire Mickey verguckt sich in die Tochter des Bandenchefs; etwas, das nicht von alen Beteiligten gern gesehen wird.

Der Titel "Camera Obscura" verrät schon, dass sich manches für Mickey auf den Kopf stellt und er nicht immer Herr der Lage ist.

Den Erscheinungstermin gebe ich hier auf meinem Blog bekannt, sobald der Roman als Print-Ausgabe und Ebook erhältlich ist.



Sonntag, 3. Januar 2016

Im Kino ein Flop - bei mir Top: "The Bounty" (1984) mit Anthony Hopkins und Mel Gibson

Zurzeit liebe ich historische Filme, in denen es sich um Schiffe dreht. Nach "Der Graf von Monte Christo" und der BBC-Miniserie "To the Ends of the Earth" war gestern die Geschichte der Bounty dran, die sich 1789 in die Schlagzeilen manövriert hat und seitdem so eine Art Mythos ist.




In der Verfilmung der 1980er Jahre - laut Regisseur und Produzent die historisch genaueste - tummeln sich illustre Namen wie Anthony Hopkins als Lt. Bligh, ein erschreckend junger Mel Gibson als Fletcher Christian und außerdem Schauspieler, die damals noch am Beginn ihrer Karriere standen wie Daniel Day Lewis und Liam Neeson als miesepetriger, streitlustiger Leichtmatrose Churchill.

Inhalt: 1789 bricht die Bounty von Portsmouth nach Tahiti auf, um dort für die britischen Slavenkolonien Brotfrucht zu exportieren, ein damals billiges Nahrungsmittel für die Arbeiter und Sklaven. Doch der disziplinierte und despotische Bligh verscherzt es sich mit der Crew und dem von ihm selbst ernannten ersten Offizier Fletcher Christian, indem er nach zwei müßigen Monaten auf der Insel zum Aufbruch drängt. Viele seiner Leute haben sich jedoch an das Laissez-faire und Dolce far niente gewöhnt, maulen und wollen bleiben (ich kann es ihnen nicht verdenken).

Fletcher, der sich in eine Polynesierin verliebt hat, wird bei der Rückfahrt zur Meuterei angestiftet, die er mehr schlecht als recht durchführt. Als nervliches Wrack setzt er Bligh und einige Crewmitglieder auf einem Boot aus und kehrt nach Tahiti zurück, wo er aufgrund seiner frevlerischen Tat und den absehbaren Folgen nicht mehr willkommen ist. Die Meuterer suchen eine Insel, die von den Briten nicht entdeckt werden kann (ein schwieriges Unterfangen zur damaligen Zeit!), und für Bligh und seine Besatzung beginnt eine Odyssee auf Leben und Tod über die Weltmeere. Zurück in England, muss er sich vor Gericht zum Verlust seines Schiffes verantworten. Das Schicksal von Fletcher Christian gibt bis zum heutigen Tag Rätsel auf.

Meinung: Der Film, obwohl unübersehbar teuer und aufwändig produziert, war seinerzeit ein Flop an den Kinokassen. Ich fand ihn großartig! Nicht nur die strahlend jugendlichen Darsteller waren ein Genuss (ich verstehe jetzt, dass manche Mel Gibson das Prädikat "Sexsymbol" angehängt haben, und von Daniel Day-Lewis schwärme ich ohnehin (O; ), auch die Ausstattung, die Landschaft und die traumhaft schöne Musik von Vangelis haben mich zweieinhalb Stunden in eine exotische Welt entführt, in der barbusige Mädchen, paradiesische Strände und Szenarien mal echt waren und nicht aus dem Computer stammen. Auch handlungsmäßig hatte der Film einiges zu bieten - ganz im Gegensatz zu dem erst vor kurzem geschauten "Im Herzen der See". Jeder Schauspieler hatte eine wichtige Rolle zu spielen, die ja historische Persönlichkeiten waren und denen man mit der Darstellung wohl gerecht geworden ist. Jeder war ein Charakter, jede noch so "unbedeutende" Nebenfigur gut besetzt und ausgearbeitet.

Schade eigentlich, dass der Film wenig bekannt ist. Vielleicht zeigt Mel Gibson ein bisschen zu oft nackte sonnenverbrannte Haut (Autschi!), und ob alles so historisch korrekt ist, wie die Macher behaupten, darf bezweifelt werden. Aber mir hat "The Bounty" gut gefallen und mich kurzweilig unterhalten, und das ist für mich die Hauptsache. Einen Stern Abzug gibt es für die mitunter penetrant an die Achtziger gemahnenden Föhnfrisuren und Stachelköpfe des Coiffeurs Leonard, der sämtlichen Popstars des knalligen Jahrzehnts die Mähne gestriegelt und ge-igelt hat.



Bewertung:

 





Bildquelle: Amazon