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Freitag, 15. März 2013

Zuletzt gesehen: Parade's End

Also, ich liebe ja Filme. Und die viktorianisch / edwardianische Epoche (die ich vermutlich verkläre). Und Benedict Cumberbatch. Darum war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mir Tom Stoppards Verfilmung des Klassikers von Ford Madox Ford zugelegt habe. Aber um ehrlich zu sein, die sechsteilige Miniserie der BBC stand nun recht lange im Regal, bevor ich mir gestern vornahm, sie anzuschauen. 

 

Eines vorweg: Zu richtiger Begeisterung konnte ich mich nicht hinreißen lassen. Kameraführung und besonders die opulente Ausstattung von Kostümen über Räume und Atmosphäre waren für mich als Fan der 1900 - 1920 Jahre natürlich ein Augenschmaus. Jedes Detail war einen zweiten Blick wert und genau so, wie man sich diese Zeit vorstellt. Das hätte man wirklich nicht schöner hinbekommen können, und ich war erstaunt, wie ästhetisch selbst die Landschaftsaufnahmen waren, sei das beim Golfen, beim Zugfahren oder Kutschenzockeln durch die diesigen Yorkshire-Moore. Wäre die Serie für einen Oscar nominiert gewesen, hätte sie vermutlich in der Kategorie "Bestes Setting" einen erhalten.

Die Darsteller dagegen waren eine Enttäuschung. Obwohl Benedict Cumberbatch kürzlich vielleicht zu Recht für seine Rolle als "the last of British Gentlemen" Christopher Tietjens ausgezeichnet wurde, gefällt er mir in anderen Produktionen viel besser. Dabei stand nicht einmal die Optik im Vordergrund (obwohl ich mich erst an sein biederes, untersetztes Aussehen, den ständig sauren Gesichtsausdruck (hat auch nicht viel zu lachen, der arme Mann) und den nuscheligen Yorkshire Akzent gewöhnen musste), sondern vielmehr die für mich gefühlte Emotionslosigkeit aller Figuren. Ich konnte nicht einmal ordentlich Mitleid für Mr. Tietjens entwickeln, der sich von seiner promiskuren Frau Sylvia manipuliert fühlt und sich dennoch aufgrund Konventionen und Traditionen nicht von ihr trennen will oder kann und nicht einmal sicher ist, ob das Kind, für das er sorgt, von ihm ist.

Kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs lernt er die Frauenrechtlerin Valentine Wannop kennen und verliebt sich in sie. Aber bis zu Folge Fünf passiert überhaupt gar nichts außer gepflegter Langeweile, und wenn Christopher und Valentine sich endlich mal treffen, platzt ihr Rendezvous durch dumme Zwischenfälle, bevor es überhaupt zur Sache geht. Fand ich irgendwie ziemlich gemein, die Zuschauer so hinzuhalten. Und als es dann soweit ist, wird auch schon der Abspann eingeblendet... Bummer!

Die beiden Frauen mochte ich überhaupt gar nicht. Sylvia war mir zu durchtrieben, und Valentine kam mir viel zu kindlich und altklug vor.

Ein bisschen hat mich die Serie an den Film "Der englische Patient" erinnert, mit dem ich trotz guter Kritiken auch nicht warm wurde. Perfekte Ausstattung, tolle Bilder, gutaussehende Schauspieler, eine ambitionierte Dreiecksgeschichte - aber leider ohne das gewisse Etwas.

Bewertung:







Bildquelle: Amazon

 

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